Hämoglobin (kurz: Hb) ist ein Protein der Erythrozyten (rote Blutkörperchen). Es sorgt im Blut für die rote Farbe und wird deshalb auch als roter Blutfarbstoff bezeichnet. Hämoglobin hat die Aufgabe, Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Blut zu transportieren. Es wird in den so genannten Vorläuferzellen der Erythrozyten gebildet und vorrangig in der Milz abgebaut. Angegeben wird Hämoglobin im Laborbefund mit „Hb“ und der Einheit g/L (Gramm pro Liter) oder g/dL (Gramm pro Deziliter).
Der Proteinkomplex besteht aus dem Farbstoff Häm und dem Eiweißanteil Globin und besitzt vier Untereinheiten mit jeweils einem Häm-Molekül. Dabei kann jedes dieser Moleküle ein Sauerstoffmolekül binden, wodurch der gesamte Hämoglobin-Komplex insgesamt vier Sauerstoffmoleküle trägt.
Als fetales Hämoglobin (HbF) wird das Hämoglobin eines ungeborenen Kindes bezeichnet. Sein Aufbau unterscheidet sich von dem eines Erwachsenen (HbA), es hat eine deutlich höhere Anziehungskraft auf Sauerstoffmoleküle. Dies ist notwendig, um den Sauerstoffaustausch zwischen mütterlichem und kindlichem Blut während der Schwangerschaft zu erleichtern. Nach der Geburt erfolgt zunehmend eine Umwandlung des HbF zu HbA.
Wann wird der Hämoglobin-Wert bestimmt?
Standardmäßig wird bei jeder Blutuntersuchung auch der Hämoglobin-Wert bestimmt. Wird eine Blutarmut (Anämie) vermutet oder ist von einer Erhöhung der roten Blutkörperchen auszugehen (Polyglobulie), dann ist der Hämoglobin-Wert im Blut von besonderer Bedeutung. Indirekt kann er zudem Aufschluss darüber geben, ob Störungen im Wasserhaushalt wie Dehydration oder Hyperhydration vorliegen.
Mittels spezieller Testverfahren wird zudem bei Verdacht auf bestimmte Krankheiten und auch im Rahmen bestimmter Vorsorgeuntersuchungen überprüft, ob im Urin oder Stuhl Hämoglobin zu finden ist. So kann ein im Urin gemessenes Hämoglobin ab einer bestimmten Konzentration Hinweise auf folgende Probleme geben:
Zerfall von roten Blutkörperchen im Blut (so genannte Hämolyse)
Erkrankung der Nieren (z. B. Karzinom, Nierentuberkulose)
Blutungen innerhalb der ableitenden Harnwege
Welcher Hämoglobin-Wert gilt als normal?
Der Normalwert des Hämoglobins ist von Geschlecht und Alter des Patienten abhängig. Bei Männern gilt er zwischen 14 und 18 g/dL, bei Frauen zwischen 12 und 16 g/dL als normal. Der Hämoglobin-Wert bei Kindern ist von den Altersstufen abhängig und in einer entsprechenden Tabelle mit Referenzberechen angegeben.
Niederiger Hämoglobin-Wert- Auf welche Erkrankungen deutet er hin?
Liegt der Hämoglobin-Wert unterhalt der angegeben niedrigsten Referenzwerte, dann ist von einer Blutarmut auszugehen. Allerdings ist der Hb-Wert nicht alleinige Ursache für eine Blutarmut. Entscheidend sind zudem weitere Parameter der roten Blutkörperchen wie Erythrozytenzahl, Hämatokrit, MCH und MCV. Typische Erkrankungen, bei denen es zu einer Anämie kommen kann, sind:
- Eisenmangelanämie (typischerweise bei jungen Frauen)
- Störungen bei der Synthese von Globinketten (z. B. Sichelzellenkrankheit)
- Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel
- chronische Erkrankungen (z. B. Infektionskrankheiten, chronische Entzündungen, Krebserkrankungen)
Auch bei akuten Blutungen kann es zu einem niedrigen Hämoglobin-Wert kommen, denn er Körper ist nicht zu einer solch schnellen Bildung von roten Blutkörperchen in der Lage. Auch bei einer Hyperhydration (Überwässerung) zeigt sich ein niedriger Hb-Wert, welcher allerdings relativ zu bemessen ist. Das liegt daran, dass der Hb-Wert an sich gleich bleibt, aufgrund des größeren Blutvolumens jedoch abnimmt. Die Medizin spricht in diesem Fall von einer Verdünnungsanämie, welche zum Beispiel die Folge von zu schneller Zufuhr einer Infusionslösung oder bei Nierenversagen auftritt.
Erhöhter Hämoglobin-Wert – Für welche Erkrankungen ist er ein Hinweis?
Ist der Hämoglobin-Wert erhöht, liegt er über dem Referenzbereich. Dann ist die Anzahl der roten Blutkörperchen erhöht, die Medizin spricht von einer Polyglobulie. Auftreten kann sie in folgenden Situationen:
- bei chronischem Sauerstoffmangel (z. B. bei Herz- oder Lungenerkrankungen, beim längeren Aufenthalt in großen Höhen)
- bei einer krankhaften Vermehrung verschiedener Blutzellen (Polycytheamia vera)
- bei autonomer oder äußerer Zufuhr von EPO (z. B. bei Doping oder auch bei Nierenerkrankungen)
Bei einer Dehydration (Flüssigkeitsmangel) ist der Hämoglobin-Wert ebenfalls erhöht, aber analog der Verdünnungsanämie ist der Überschuss auch hier relativ zu bemessen. Durch die Zufuhr von Flüssigkeit kann der erhöhte Wert wieder ausgeglichen werden.
Was macht der Arzt bei veränderten Hb-Werten?
Weicht der Hämoglobin-Wert nur gering von den Normwerten ab, ist dies meist kein Grund zur Besorgnis. Unter Umständen treten veränderte Werte auch bei diversen Erkrankungen auf und bedürfen dann einer weiteren Abklärung.
Bei einem zu niedrigen oder auch zu hohen Hämoglobin-Wert bestimmt der Arzt in der Regel weitere Blutwerte. Sofern die Verringerung auf einen Mangelzustand hinweist, kann die Zufuhr von entsprechenden Präparaten wie Vitamin B12, Folsäure oder auch Eisen oft schon ausreichend sein. Nach einer gewissen Einnahmedauer wird eine erneute Blutuntersuchung ergeben, ob sich der Hämoglobin-Wert wieder normalisiert hat. Bei einem sehr stark erniedrigten Hämoglobin-Wert kann unter Umständen eine Bluttransfusion notwendig werden.
Ein zu hoher Hb-Wert deutet auf eine Polyglobulie hin. Wird diese bestätigt, dann aufgrund des dickflüssigeren Blutes das Risiko für Gefäßverschlüsse erhöht. Mit Aderlässen wird eine Polyglobulie behandelt, während der gesamten Behandlungsdauer wird der Hämoglobin-Wert auch regelmäßig kontrolliert.